Klimawandel und Verkehr

Der Verkehr ist wichtige Basis für unser Wohlstandsmodell und zugleich dessen wunder Punkt: Warum wir eine neue Verkehrspolitik brauchen.

Ob Kraftfahrzeuge, Flugzeuge, Züge, oder Schiffe: alle diese Verkehrsmittel erleichtern und beschleunigen die Verbindungen zwischen Menschen und ermöglichen Globalisierung und wirtschaftlichen Aufschwung. Nicht von ungefähr geht daher eine zunehmend vernetzte Welt Hand in Hand mit dem Ausbau der Verkehrswege und des Mobilitätsangebots. Der wunde Punkt dieser Entwicklung? Der Verkehr ist zu mehr als 90 Prozent von Erdöl und dessen Nebenprodukten abhängig. Also nicht-regenerativen fossilen Treibstoffen, die in einem absehbaren Zeitraum erschöpft sein werden – und deren Gewinnung deshalb mit immer gravierenderen Eingriffen in das Ökosystem verbunden sein wird.

Neben Ressourcenknappheit stellt auch die Umweltverschmutzung durch den Verkehr ein weithin bekanntes Problem dar. Der Ausstoß von Gasen und Partikeln wie CO2, Stickstoffoxiden, Schwefeloxiden oder Ozon schadet Gesundheit und Klima. Ein durch die Emissionen beschleunigter Treibhauseffekt führt zu steigenden Temperaturen in der Atmosphäre und in den Meeren, was wiederum unsere Gletscher schmelzen und den Meeresspiegel ansteigen lässt. Der Rückgang im Trinkwasserbestand, das Aussterben vieler Tierarten, knappe Nahrungsmittel und Kriege sind nur ein Ausschnitt der düsteren Zukunftsvisionen, die uns ohne Veränderung bevorstehen. Zudem verkürzt die durch Feinstaub belastete Luftqualität in Städten und urbanen Ballungsräumen die Lebenserwartung von Menschen in der EU laut der Weltgesundheitsorganisation um durchschnittlich neun Monate.

Die negativen Folgen des Autoverkehrs sind im alpinen Südtirol deutlicher zu spüren als anderswo – ob in Form von Gletscherschmelze, Bergstürzen oder Hochwasser in Folge des Klimawandels oder von durch die Gebirgslage verstärkten Effekten von Luftverschmutzung und Lärm. Die von der EU vorgeschriebenen Stickstoffdioxid-Grenzwerte werden an den Messstellen in Südtirol kontinuierlich überschritten. Dazu kommen die erhöhte Gefahr von Verkehrsunfällen auf unübersichtlichen, kurvenreichen Straßen, Staus auf Transitstrecken wie der Brennerautobahn und hohe Infrastrukturkosten für Tunnels oder den Winterdienst. Der Handlungsdruck ist also groß, den Verkehr in Südtirol umweltverträglicher zu machen.

Verkehr in Europa: Daten, Fakten und Maßnahmen

Der Verkehrsbereich ist ein Sorgenkind Europas. Trotz ambitionierter Ziele der EU die Treibhausgase zu reduzieren und somit das Klima zu schützen, bleibt der Verkehrssektor der einzige Bereich, in dem die klimaschädlicher Emissionen nicht sinken. So wurden zwischen 2001 und 2014 deutliche Reduzierungen der Treibhausgasemissionen in den Bereichen Energie und Industrie verzeichnet, während die durch den Verkehr verursachten Abgase konstant hoch blieben. Der Hauptträger der durch den Verkehr verursachten Emissionen ist dabei der Straßenverkehr (72,8 %), gefolgt von Luftverkehr (13,1 %) und Seeverkehr (13 %).

Gerade weil der Verkehr in so hohem Maße für den Klimawandel mitverantwortlich ist, ist der Bereich Mobilität der Schlüssel, um die Situation zum Besseren zu wenden. Durch eine Veränderung des Mobilitätsverhaltens hin zu nachhaltigen Transportformen kann jede/r Einzelne einen Beitrag leisten, um Klima und Umwelt zu schützen. Gefragt sind gleichzeitig staatsübergreifende Maßnahmen im Gütertransport, der einen großen Anteil am Verkehr einnimmt.

Seit einigen Jahren findet auf europäischer Ebene ein Umdenken in diese Richtung statt. Entsprechend ehrgeizig sind die Ziele, die sich die EU bei der Reduzierung von Verkehrsemissionen gesteckt hat. Bis 2050 soll der CO2-Ausstoß im Vergleich zu 1990 um 80 % verringert werden; der Ölkonsum im Verkehrssektor soll um 70 % gesenkt und zum größten Teil durch erneuerbare Energiequellen ersetzt werden.

Im Rahmen der Europäischen Strategie 2020 wurden zudem die “20-20-20-“Ziele festgelegt: Demnach sollen die EU-Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 1990 um 20 % gesenkt werden, der Anteil erneuerbarer Energie auf 20 % gehoben und die Energieeffizienz um 20 % gesteigert werden.
Im „Weißbuch Verkehr“ hat die Europäische Kommission 2011 eine Reihe von Zielen und Maßnahmen zu umweltpolitischen Aspekten des Verkehrs zur Diskussion gestellt. Zum Beispiel die Einführung von umweltfreundlicheren Fahrzeugen und die teilweise bzw. bis 2050 vollständige Verbannung von konventionell betriebenen PKWs aus den Städten Europas. Substantiell gefördert werden sollen laut Weißbuch auch Fuß- und Radverkehr sowie Maßnahmen zugunsten der Intermodalität.
Ziele und Maßnahmen, die sich auch in der Südtiroler Klimastrategie und im Projekt „Green Mobility“ finden. Darin wird stark auf den Ausbau der Rad- und der E-Mobilität sowie eine Verbesserung der intermodalen Mobilität gesetzt.

08.05.2015 − Mobilität und Nachhaltigkeit  Mobilità & sviluppo sostenibile 

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