Eisenbahnen in Südtirol

Lange wurde sie sträflich vernachlässigt, nun erlebt die Eisenbahn in Südtirol ein Revival. In neuem Look und auf wiederbelebten Strecken.

Das Bahnnetz hat die Geschichte Südtirols maßgeblich beeinflusst. Vor allem die wirtschaftliche Entwicklung und der Fremdenverkehr wurden mit der Erschließung des Landes über die Bahn angekurbelt. Die erste Bahnstrecke wurde 1859 von Trient nach Bozen eröffnet. Acht Jahre später ging die Brennerbahn nach Innsbruck in Betrieb. 1871 folgte das Pustertal, 1881 wurde auch die Kurstadt Meran an das Bahnnetz angeschlossen.

In den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Eisenbahnnetz sträflich vernachlässigt. Gummibereifte Autobusse galten als moderner und flexibler, das Straßennetz wurde immer weiter ausgebaut. In dieser Zeit verloren unter anderem Sand in Taufers (1957), das Grödnertal (1960), das Fleimstal (1963) und Kaltern (1971) ihren Bahnanschluss. Heute würden ihn viele wieder begrüßen. Die modernen Südtiroler Busse sind zweifelsohne komfortabel und deutlich umweltfreundlicher als das Auto. Doch auch wenn 50 Fahrgäste im Bus weniger Straßenraum als drei  Autos beanspruchen – schneller sind sie im Stau des Feierabendverkehrs ins Überetsch oder im Urlauber-Anreiseverkehr ins Grödnertal nicht. Zumindest eine neuerliche Bahnverbindung ins Überetsch bleibt deshalb auch nach dem verworfenen Tramprojekt für viele Pendler ein offener Wunsch.

Die Eisenbahn in Südtirol heute – umweltfreundlich und grenzüberschreitend

Eine wiederauferstandene Bahnstrecke gibt es in Südtirol bereits: Die 1990 stillgelegte und jahrelang brachliegende Vinschgerbahn wurde 2005 wieder in Betrieb genommen und befördert heute im dichten Takt jährlich fast zwei Millionen Fahrgäste zwischen Meran und Mals. Der Erfolg der Bahn ist so groß, dass die Kapazität der eingesetzten Triebwagen oft nicht mehr ausreicht, um alle Fahrgäste und Fahrräder bequem befördern zu können. Deswegen wird angestrebt, die Strecke zu elektrifizieren und größere Züge einzusetzen. Sogar eine Verlängerung der Vinschgerbahn in die Schweiz mit Anschluss an das Netz der Rhätischen Bahn wird derzeit ins Auge gefasst.

In den vergangenen Jahren wurden aber nicht nur neue Strecken erschlossen, sondern auch neue Züge angekauft. Die landeseigenen FLIRT-Züge prägen seit 2008 mit den traditionellen Farben der Südtiroler Dachmarke das Landschaftsbild Südtirols. Mittlerweile ist bereits die „zweite Generation“ im Einsatz. Geräuschlos, komfortabel und barrierefrei wie die Züge der ersten Generation, und zusätzlich mit Loden-bezogenen Sitzen und einem kostenfreien Internet-Zugang ausgestattet.

Die Südtiroler Flirt-Züge werden auch in grenzüberschreitenden Fahrten von Bozen nach Innsbruck sowie von Franzensfeste nach Lienz eingesetzt. Nicht nur nach Norden, sondern auch nach Süden werden die Verbindungen grenzüberschreitend ausgebaut: So hat die Provinz Trient zwei FLIRT-Züge angekauft, die nun mit dem Logo der Provinz Trient die beiden Provinzen verbinden. Die nahtlose Anbindung an die benachbarten Regionen Trentino und Tirol sowie eine gemeinsame Gestaltung der Mobilitätspolitik leisten somit auch einen Beitrag zur Europaregion Tirol-Südtirol-Trentino.

Fahrradmitnahme in den Südtiroler Zügen

Nicht nur Bahnfahren, sondern auch Radfahren auf den Südtiroler Radwegen wird immer beliebter. Besonders umweltfreundlich wird es, wenn Rad und Bahn kombiniert werden. Eine Wahl, die von den neuen Südtiroler Flirt-Zügen leicht gemacht wird. Mit einer Kapazität von 36 bzw. bei Kurzzügen 18 Fahrrädern bieten sie deutlich mehr Platz für Fahrräder als die vorher eingesetzten Trenitalia-Züge. Da es gerade auf beliebten Strecken wie im Vinschgau in der Sommersaison dennoch häufig zu Engpässen kommt, wurde dort zwischen Anfang Mai und Ende Oktober eine Alternative geschaffen: Wer sein Rad in diesem Zeitraum mit der Vinschgerbahn mitnehmen möchte, kann es in Meran bei einem Bike-Shuttle abgeben. Per Lkw werden die Fahrräder dann zu den Bahnhofs-Radverleihen von Naturns, Latsch, Schlanders, Spondinig oder Mals geliefert.

Bahnnetz Südtirol

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22.04.2015 − ÖPNV  Trasporto pubblico 

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