Die Bozner Wasserstoffbusse

London, Oslo, Mailand, Aargau – und Bozen: Seit Ende 2013 gehört auch Südtirols Landeshauptstadt zu den wenigen europäischen Städten, in denen Wasserstoffbusse verkehren.

Schon in seiner Farbgebung unterscheidet er sich von seinen viel lauteren Arbeitskollegen. Er beschleunigt stufenlos. Beim Bremsen gewinnt er Strom. Hinten oben entweicht ihm etwas Wasserdampf, wie beim Atmen an einem kalten Wintermorgen. Leise, sauber und chic: der Wasserstoffbus des Nahverkehrsanbieters SASA.

Fünf dieser modernen Wasserstoffbusse sind seit Ende 2013 im Einsatz. Die Busse waren Teil des EU-Demonstrationsprojektes „Clean Hydrogen in European Cities“ (CHIC) und sollen dabei helfen, Erfahrungen mit der zukunftsträchtigen Brennstoffzellentechnik zu sammeln. Ziel ist dabei, die Markteinführung von wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellenbussen voranzutreiben. Insgesamt kamen im Rahmen des CHIC-Projektes 26 Brennstoffzellenbusse zum Einsatz, neben Bozen unter anderem in London, Oslo und Mailand.

Brennstoffzellenbusse sind im Grunde genommen Elektrobusse, sie werden von Elektromotoren an den Radnaben angetrieben. Da Brennstoffzellen eine viel höhere Energiedichte haben als Batterien, haben Brennstoffzellenbusse in der Regel eine größere Reichweite als herkömmliche Elektrobusse. Der Strom für die Elektromotoren wird nicht in einer Batterie gespeichert. Vielmehr wird er in der Brennstoffzelle produziert, während der Bus fährt, indem Wasserstoff und Sauerstoff aus der Umgebungsluft miteinander elektrochemisch reagieren. Als Nebenprodukte entstehen bei dieser Reaktion nur Wasserdampf und Wärme, keine giftigen Abgase.

Wasserstoff – der Treibstoff der Zukunft?

Wasserstoff existiert nicht als freier Stoff, sondern nur gebunden. Das heißt, es braucht Energie, um Wasserstoff herzustellen. Die „grünste“ Methode zu seiner Herstellung ist Elektrolyse, also die Spaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff. Zur Speicherung muss der gewonnene Wasserstoff danach auf einen hohen Druck verdichtet werden. Die damit verbundenen Kosten und der hohe Energieeinsatz zählen zu den klaren Nachteilen der Wasserstofftechnologie gegenüber der batteriebetriebenen Elektromobilität – auch wenn Südtirol den Vorteil hat, dass der dafür eingesetzte Strom nicht aus fossilen Energieträgern kommt, sondern die nötige Energie emissionsfrei aus Wasserkraft gewonnen wird.

Zu den Vorteilen der Wasserstofftechnologie gehört vor allem die höhere Reichweite von Wasserstofffahrzeugen gegenüber batteriebetriebenen Fahrzeugen. Auch können die Schwankungen bei der Energieproduktion aus regenerativen Energien wie Wind und Sonne ausgeglichen werden, indem die überschüssige Energie in Wasserstoff umgewandelt wird und gespeichert werden kann.

Ob sich Wasserstoff als Treibstoff der Zukunft durchsetzen wird oder sich Brennstoffzellen zur Ausdehnung der Reichweite für batteriebetriebene Elektrofahrzeuge etablieren werden, ist noch offen. In Südtirol wird auf jeden Fall intensiv rund um diese Fragen geforscht. Und bei einer Fahrt auf den Bozner Stadtbuslinien lässt sich die mögliche Zukunft bereits jetzt erleben.

21.04.2015 − Elektromobilität  ÖPNV 

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