Ein Jahr Erfahrung mit Renault Twizy

- Elektromobilität

03.07.2016

Wie kommt man überhaupt zu einem Twizy? Noch dazu als Frau?

Indem man sich mal grundsätzlich über den hohen Treibstoffverbrauch und damit Schadstoffausstoß des Familien-SUV ärgert. Ich mach sehr viele kurze Wege im Dorf. Zum Einkaufen immer mit dem Auto, weil eine große Familie zu versorgen ist, weil ich es eilig habe oder weil es gerade regnet ecc.pp. Außerdem ist man als Mama noch Familientaxi - meist mit nur einem Kind als Passagier zum Fußballplatz hin und wieder retour, zur Musikschule hin und retour, zum Bahnhof und retour, mal ins Nachbardorf und retour …. Solche Fahrten kennt jede Familie, die etwas außerhalb des Ortskernes wohnt und auch wer im Dorf wohnt fährt tagtäglich einige dieser kurzen Strecken.

Dafür fand ich wäre dann ein Elektroauto sehr geeignet. Und wenn man nach dem ökologischen Fußabdruck geht, dann musste es ein Renault Twizy sein. Damit hat man im Budget für Transport zwar nichts gespart, weil monatlich € 50 Batteriemiete anfallen, aber man kann guten Gewissens kreuz und quer durchs Dorf fahren ohne die Luft zu belasten. Und falls man die eigene Photovoltaikanlage auf dem Dach hat oder mit dem Strom der Ex-SEL unterwegs ist fährt man auch mit erneuerbarer Energie.

Gedacht, getan. Es wurde also ein gebrauchter Twizy gekauft und seit einem Jahr ist er jetzt im Dienst. Die Einkaufsfahrten wurden entspannter, denn mit so einem Ding findet man überall einen Parkplatz und zur Not hat sogar eine Bierkiste auf dem Rücksitz Platz. Die Kids haben sich mittlerweile auch daran gewöhnt, dass man mit dem Twizy immer auffällt, dass jeder einem mit einem Lächeln im Gesicht begegnet und dass einen viele unbekannte Leute ansprechen, was für ein Ding das denn sei.

Geladen wird der Twizy einfach an der Haushaltssteckdose oder an der Ladesäule im Ort mit der RFID-Karte. Mit einer Ladung hat man eine Durchschnittsreichweite von ca. 80 km.

Für das Aufladen braucht es ca. 3 Stunden. Allerdings lädt die erste Hälfte der Batterie sehr schnell, so dass in kurzer Zeit für die nächsten 40 km Reichweite geladen ist, je voller die Batterie wird umso langsamer ist der Ladevorgang, damit die Batterie geschont wird.

Am schönsten waren die Testfahrten ins Land hinein. Ausgehend von Naturns bin ich mit einem Twizyfahrer aus Partschins hinaufgefahren nach Unterstell. Ich hatte ziemliche Bedenken ob wir dafür genug „Saft“ hätten, aber es hat sich gezeigt, dass auf Unterstell die Batterien noch zur Hälfte geladen waren und bergab hat der Twizy die Rekuperation, lädt also beim Herunterfahren wieder auf.

Die Rekuperation sorgt auch dafür, dass sich die Fahrweise ändert, denn wenn man vom Gas geht oder zur roten Ampel nur hinrollt, dann lädt der Twizy wieder auf. Das führt dazu, dass die Reichweite im Stadtverkehr größer ist als auf langen Strecken. Ein Elektroauto ist beim Verbrauch also im Stadtverkehr sparsamer als außerhalb, genau das Gegenteil zum Verbrennermotor.

Die längste Fahrt führte uns nach Kurtatsch, wo wir gemütlich marendeten während die Twizy wieder aufgeladen wurden und dann wurde die Fahrt zurück in den Vinschgau angetreten. Das alles ohne Reichweitenprobleme und mit vielen erstaunten Passanten in den Dörfern.

Insgesamt gesehen macht der Twizy eine Menge Spaß und ist brauchbarer als gedacht.

Auf jeden Fall nimmt er einem jedwede Reichweitenangst.

Für mich kommt als nächstes Familienauto nur mehr ein Elektroauto in Frage.

Ich wünsch Euch allen gute Fahrt und „happy kilowatt“.